Album: Hans Nieswandt – Hans is playing House

Hans Nieswandt

Hans Nieswandt

Various – „Hans is playing House – 14 Remixe von Hans Nieswandt“ (2xLP, CD)
2011 Bureau B (BB081)

Die Arbeit des Kölner DJs und Autor Hans Nieswandt (*1964, Mannheim) steht seit Beginn seiner Karriere im Spannungsfeld zwischen Musik und Text.

Nieswandt vermittelt in seinen Artikeln für die Zeit, taz sowie die Musikmagazine Spex, Groove und Intro musikalische Themen mit Schwerpunkt Clubkultur. Seine Buchveröffentlichungen zwischen Biographie („Plus Minus Acht“), Reisebericht („Disko Ramallah“) und Roman („DJ Dionysos“) beleuchten die verschiedenen Facetten seiner Tätigkeit als DJ mit zahlreichen Anekdoten.

Außerdem lebt insbesondere der Überraschungserfolg „From Disco to Disco“, den er 1997 mit seiner Gruppe Whirlpool Productions produzierte, mit den von Eric D. Clark gekonnt dahingeschnodderten Lyrics von einer starken, eigenwilligen Textebene.

Dieses Selbstverständnis im Umgang mit Text prägt auch Hans Nieswandts neue Remix-Platte „Hans is playing House“. Denn die auffälligste Klammer, die die 14 Tracks des Albums verbindet, ist Nieswandts Arbeit mit den Vocals und Textsamples des Ausgangsmaterials.

Den Track „Körper“ des Indie-Elektronik-Songwriters Jens Friebe reduziert Nieswandt auf eine einzige, fantastische Textzeile („Du gehst dir durchs Haar, aber Sie interessiert sich gar nicht richtig für dich“), die er über einem quirligen E-Piano und einem treibenden Xylophon-Pattern immer wieder neu zusammensetzt („Du gehst, Sie interessiert sich“). Aus dem Stück „LCD is playing at my House“ der Hamburger Knarf Rellöm Trinity samplet sich Nieswandt die freche Titelhymne des Albums zusammen, „Hans is playing House“. Und Universal Gonzales‘ Song „Verkaufen“ belohnt er für großartige Zeilen wie „Das Haus versackt in seinen eigenen Träumen“ mit perfekt shuffelndem Bossa-House.

Die außergewöhnliche Zusammenstellung der geremixten Künstler, von der Hamburger-Schule-Formation Die Zukunft bis zur NDW-Band Die Zimmermänner, reicht dabei weit über die Genregrenzen der Housemusik hinaus. Die Liner Notes, die für jedes Remix der Platte die Enstehungsgeschichte kurz umreißen, erweisen sich deswegen als aufschlußreich und unterhaltsam.

Bei allen 14 Remixen legt Hans Nieswandt den musikalischen Fokus auf Tanzbarkeit, trotzdem wirkt die Platte auch beim Hören im Wohnzimmer nicht monoton. Hier profitiert die Veröffentlichung sowohl von Nieswandts jahrelanger Erfahrung als DJ, als auch von seinem breit aufgestellten Musikgeschmack.

Im Vergleich zu anderen aktuellen Veröffentlichungen bietet „Hans is playing House“ vielleicht nicht immer das ausgefuchsteste Sounddesign, dafür macht ihr Abwechslungsreichtum richtig Spaß.

Zum Nachlesen:

Hans Nieswandt – „DJ Dionysos – Geschichten aus der Diskowelt“
2010 Kiepenheuer & Witsch, KiWi 1168

Hans Nieswandt – „Disko Ramallah – und andere merkwürdige Orte zum Plattenauflegen“
2006 Kiepenheuer & Witsch, KiWi 674

Hans Nieswandt – „Plus Minus Acht. DJ Tage, DJ Nächte“
2002 Kiepenheuer & Witsch, KiWi 674