John Cage: Ein Komponistenporträt von Peter Greenaway

Peter Greenaway – Four American Composers (2xDVD, 220 min)
1983 Mystic Fine Video / Absolut Medien
ISBN: 978-3-89848-813-6

Der renommierte englische Autorenfilmer Peter Greenaway gibt in seinem Komponistenporträt über John Cage einen sehr guten Einblick in die Kunst der aleatorischen Musik in der Praxis. John Cage, geboren 1912 in Los Angeles und gestorben 1992 in New York, gilt als einer der Ahnherren der Geräuschmusik, oder auch noise music genannt. In seinem kompositorischen Schaffen ist die Unbestimmbarkeit oder die Unvorhersehbarkeit eines der wichtigsten Elemente.

In der Dokumentation erzählt vor allem Cage selbst, als Off-Stimme, von seiner Musik und dessen Umwelt. Ebenso enthalten sind direkte Interviews und Ausschnitte aus gemeinschaftlichen Unterhaltungen. Peter Greenaway serviert dem Zuschauer Cages Kompositionen in chronologischer Reihenfolge und blendet an zahlreichen Stellen Ausschnitte aus Cages „Indeterminacy“ Hörspiel ein. Bei diesen „Indeterminacy“-Stories handelt es sich um absurd wirkende Anekdoten über menschliche Erlebnisse gezeichnet von Unvorhersehbarkeit. Cage selbst macht dabei Unterscheidungen wie „not by chance, but at random“ und ist bei seiner Aleatorik auf Präzision bedacht.

Die Filmaufnahmen wurden zum größten Teil im Rahmen des Musical Circus gemacht. Diese Veranstaltung fand in einer Londoner Kirche statt, in der John Cage eine Vielzahl seiner Werke aufführte. Vom Gong im Schwimmbad über präpariertes Klavier bis hin zu Cyborg-Klavier und Zufallsgeräusche mit Muscheltierschalen ist alles mögliche dabei. Für den normalen Konsumenten mag seine Musik äußerst merkwürdig erscheinen, wie ein totales Durcheinander, da oft gänzlich unterschiedliche musikalische Linien, ohne gemeinsame Tonart oder Tempi, gleichzeitig gespielt werden.

Insgesamt jedoch ist der Film überhaupt keine schwere Kost, sondern eher unterhaltend, unter anderem weil die vielen Anekdoten von John Cage gerne humorvoll und durchaus interessant sind. Beispielsweise erzählt er von seiner Abneigung gegenüber Schallplatten und Studioaufnahmen, da sie beim Konsumenten den Eindruck einer in Stein gemeißelten Version musikalischer Werke hinterlässt. So konnte es auch kommen, daß ein kleines Mädchen im Publikum einst während eines Konzerts empört bemerkte: „Das geht aber anders!“