„Pop is dead, Pop is dead, Pop is dead, Pop is dead, Pop is dead, Pop is dead, Pop is dead.“ *
Was auf den ersten Blick redundante Wiederholung zu sein scheint, kann oder muss auch als Rhythmus aufgefasst werden. Zumindest veranlasst Anne-James Chaton, französischer Sprach- und Textkünstler, zu dieser Einsicht, dass Wörter eben immer auch Rhythmus sind, Sprache immer auch Klang ist.
Es ist schwierig Chatons Kunst zu kategorisieren und treffende Worte dafür zu finden, da sie die Grenzen von Musik und Sprache verschwimmen lässt. Daher seine eigener Terminus für seine Arbeit: poor literature.
Seine Stücke, Texte oder auch Kompositionen, wobei er betont kein Musiker sein möchte, bestehen ausschließlich aus sprachlich-textlichem Material, das er einspricht, schneidet und loopt. Dabei entsteht entgegen seiner Selbstbezeichnug trotzdem so etwas wie Musik. Nachdem er die Texte von Tickets, Zeitungen oder Rezepten an bestimmten evenements, Vorkommnissen die in den Medien behandelt werden, gesammelt hat, spricht er diese Textfragmente in Analogie zur Textproduktion in lo-fi Manier ein. Die geloopten Sprachstücke morphen ständig zwischen sprachlicher Semantik und klanglicher Abstraktion hin und her. Chatons tiefe Stimme und die Übersteuerungen des Mikrofons bei Plosivlauten erzeugen eine permanente Wechselwirkung zwischen Noise, Bass, Beat und Wort.
Nach evenements no. 9 veröffentlichte er auch als Decade, zusammen mit raster-noton Labelgründer Carsten Nicolai alias alva noto und Andy Moor von der Post-Rock Band The Ex, auf eben jenem Label. Archiv für Ton und Nicht-Ton wird das Label untertitelt und beschreibt damit die Kunst Chatons sehr treffend in seiner Fluidität zwischen Sprache und Musik.
*Das Zitat zu Beginn, entnommen aus dem Stück vendredi 26 juin 2009 – evenement no. 23, ohne Schnitte heißt The King of Pop is dead,