Ich habe gerade den Hörbeitrag der Künstlerin Leonie Felle beim Westtor Radio gehört. Ich habe Leonie im Sommer 2017 in Paris kennengelernt, in der Cité Internationale des arts. Wir teilen Ähnlichkeiten im Bandnamen und den Hang multidisziplinär zu arbeiten. Leonie kenne ich als Fotografin, bildende Künstlerin, Texterin, Sängerin, Musikerin,… Im folgenden Hörbeitrag fasst Leonie viele Gedanken und Zweifel zusammen, mit denen viele Künstler:innen seit dem 1. Lockdown konfrontiert sind. Außerdem stellt sie ihre Musik vor und zeigt Ausschnitte aus Live-Streams, kleine Interviews mit Protagonisten der Münchner Musikszene und einen Brief an eine gute Freundin. Die fast 45 Minuten Hörbeitrag gehen los und seit langem habe ich das Gefühl für etwas Zeit zu haben. Das ist ein schönes Gefühl. Ich mag die Überleitungen zwischen der Moderation und den Musikbeiträgen und zwischendrin tippt eine Schreibmaschine im Hintergrund: so zum Beispiel beim Brief. Sofort denke ich an die Website der Band, auf der die Schreibmaschinenschrift auch auftaucht. Leonie hält die Moderationen kurz, sowie sie es in einer Live-Situation auf der Bühne auch tut. So beschreibt sie es zumindest an einer Stelle im Hörbeitrag, um dem Publikum Raum zu geben. Doch in der jetzigen Situation, die viele Live-Konzertsituationen unmöglich macht, ist ihr eher zum laut Aufschreien zu Mute, um sich und allen Künstler:innen den Raum zu nehmen und zu sagen: Kunst ist systemrelevant! Gehört Kunst etwa in den oder ausschließlich in den Freizeitsektor? In dem Singspiel Prekärotopia ist sie zusammen mit ihren Kolleg:innen Beate Engl und Franka Kaßner diesen und weiteren Fragen nachgegangen. Das Stück wurde 2019 in München uraufgeführt und konnte während des zweiten Lockdowns in Pforzheim nochmals gezeigt werden. »Reagieren wir eben auf die Unlebbarkeit der Zeit« so heißt es in einem Ausschnitt aus dem gemeinsamen Statement, dass man im Hörbeitrag anhören kann. Auch zu Hören ist Leonies Vorlesestimme an einem Lese- und Musikabend in München. Sie liest einen Text von Woody Gutherie: »Regeln für das neue Jahr«. Die Aufzählung an Vorsätzen kann man direkt so übernehmen, beispielsweise: »Sechstens: Gesund essen. Obst, Gemüse, Milch«, »Nummer 17: Nicht vereinsamen« und vor allem »Nummer 19: Hoffnungsmaschine am Laufen halten«. Da stimme ich direkt zu und merke jetzt, da ich noch ein bisschen Musik teilen möchte, dass ich mich nicht so richtig entscheiden kann, weil viele Songs gut passen. Leonie hat mir Deine Reise geschickt. Aber das Lied, das so heißt wie der Titel meines Beitrags, möchte ich auch nicht vorenthalten: Es ist noch nicht aller Tage Abend und jetzt höre ich noch Es wär‘ so schön und tanze in meiner Wohnung.