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Ein Multibuch zum Weiterschreiben – Robert Fillious „Lehren und Lernen als Aufführungskünste“ (1970)

By Simon Langemann on 9. Januar 2017

Robert Filliou (1926-1987) war ein französischer Künstler und zählte zu den Hauptvertretern der Fluxus-Bewegung. Für Aufsehen sorgt bis heute seine Schöpfung des „Art’s Birthday“, den 1.000.000 Jahre vor 1963 datierten Geburtstag der Kunst, den er kurzerhand auf sein eigenes Geburtsdatum, den 17. Januar, legte. Um der Kunst zu diesem Anlass zu huldigen, sollen ihr an jenem Tag über alle erdenklichen Kommunikationswege Geschenke überreicht werden – ein Aufruf, dem bis heute gefolgt wird, etwa von Radiosendern, die am 17. Januar zahlreiche Klangkunstwerke über den Äther senden und Festivals veranstalten. Zu Fillious interessantesten Werken zählt auch das 1970 veröffentlichte Buch „Lehren und Lernen als Aufführungskünste“ (orig.: „Teaching and learning as performing arts“).

Es bezeichnet sich selbst als „Multibuch“, eine Bezugnahme auf das Mitwirken zahlreicher Weggefährten Fillious – namentlich John Cage, Benjamin Patterson, George Brecht, Allen Kaprow, Marcelle, Vera und Bjoessi und Karl Rot, Dorothy Iannone, Diter Rot, Joseph Beuys.

Vor allem aber appelliert es an das Mitwirken der Leserschaft. Ausdrücklich ist gleich im ersten Satz von einer „erste(n) Fassung“ die Rede. Es soll ein andauerndes Projekt entstehen, „ein langes kurzes Buch zum zuhause weiterschreiben.“ Für genug Raum ist gesorgt: zwischen den einzelnen Beiträgen klaffen riesige Lücken. Oder leere Seiten, mit der Bemerkung: „Fehlt es Ihnen an Schreibraum? Hier ist mehr.

„Lehren und Lernen als Aufführungskünste“ ist eine Sammlung von Ideen – lose, aber nicht wirr, und vor allem zeitlos. Dies verdeutlicht u.a. das Kapitel „Über die Prinzipien der poetischen Ökonomie und der Ökonomie der Prostitution“, in dem Filliou laut über den ewigen Konflikt zwischen kreativem Schaffen und Wirtschaftlichkeit nachdenkt.

Als Ausgangspunkt zieht er zwei seiner eigenen Thesen heran: „(dass) es kein Problem in der Kunst gibt außer dem Geld“ und „kein Problem im Schaffen, außer dem Geld, welches das Schaffen nicht unbedingt schafft“. Anstatt des zu erwartenden moralischen Kommentars gleitet er ab in Erzählungen von Existenzängsten und Loyalität in Künstlerkreisen, um schließlich zu resümieren: „Die Haltung, in der Dinge getan und befürwortet werden, ist, was mich am meisten interessiert.“

Einen Scan des Buches gibt es hier:

https://monoskop.org/images/9/93/Robert_Filliou_Teaching_and_Learning_as_Performing_Arts.pdf

 

Posted in Allgemein, Lesen | Tagged filliou, fluxus, künstlerbuch, lernen

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